Dieser Sommer hat es in sich für europäische Rockfans. Axl Rose und Slash haben sich endlich zusammengerauft und stehen im Rahmen einer riesigen Guns n’ Roses-Reunion-Tour zum ersten Mal seit 23 Jahren wieder gemeinsam auf der Bühne.
Aerosmith ziehen in die andere Richtung in den angeblichen Ruhestand, nicht ohne jedoch nochmals ausgiebig auf Welt-Tournee zu gehen. Und auch die unermüdlichen Rolling Stones fehlen im diesjährigen Konzertkalender nicht.
Die Freude wird jedoch schnell durch einen Blick auf die Ticketpreise getrübt. Im ersten Moment glaubt man, sich vertan zu haben, und auf der Verkaufsseite eines ganzen Festivals gelandet zu sein, aber nein.
Das günstigste Ticket für die Rolling Stones in Zürich – ein Stehplatz hinten im Letzigrund – kostet 166 Franken. Danach geht es steil bergauf bis zu 950 CHF, für das man dann immerhin noch ein paar Erinnerungsgeschenke erhält.
Bei Aerosmith kostet das günstigste Ticket im Hallenstadion 151 Franken. Und für knapp 1300 Franken darf man dann noch schnell Steven Tyler und Joe Perry die Hand schütteln.
Für das günstigste Guns n’ Roses-Ticket im Letzigrund zahlt man zwar „nur“ knapp 120 Franken, dafür bekommt man beim „Ultimate Ticket“ für 1’268 wahrscheinlich nicht mal ein Bandmitglied zu sehen.
Nun kann man sich fragen – wer zahlt das? Die Frage muss aber gar nicht so genau beantwortet werden, Fakt ist jedenfalls: Es wird gekauft. Wahrscheinlich gibt es in jedem Land totale Überfans, die seit der frühsten Stunde der Band alles sammelten, was es zu dem Thema nur zu sammeln gab, und für ein Foto oder auch nur ein Autogramm ihren nächsten Urlaub canceln. Es sei ihnen gegönnt.
Wahrscheinlich gibt es aber auch in jedem Land noch viel grössere Fans, sich weder einen Urlaub, noch das günstigste Stehplatz-Ticket leisten können.
Nötig haben die genannten Bands die überrissenen Preise alle zusammen nicht. Natürlich gibt es die Infrastruktur, Agenten, Manager und riesige Crews, die bezahlt werden wollen. Diese erhalten aber vermutlich auch nur einen Bruchteil der gesamten Einnahmen.
Man könnte als Entschuldigung auch anbringen, dass in Zeiten des Streaming-Wahnsinns und der Gratis-Kultur Konzerte die einzige Einnahmequelle von Musikern darstellen, und diese daher jede Million zweimal umdrehen müssen.
Die Wahrheit ist, dass es grosse Bands einfach nicht mehr nötig haben, ihre Tickets für jedes Budget anzubieten. Sie werden so oder so gekauft, warum also bescheiden sein? Das hat wenig mit Fan Nähe zu tun, dafür viel mit Geschäft. Und um nichts anderes geht es bei vielen Shows inzwischen leider.
Dazu kommt, dass in der Schweiz die Preise oft noch teurer sind als in anderen Ländern. Zum Vergleich: Ein 3-Tages-Pass für das „Rockfest“ in Barcelona, bei dem man nicht nur Aerosmith, sondern auch Alice Cooper, Deep Purple, Europe und viele mehr live erleben kann, kostet gerade mal 200 Euro.
Für noch sehr viel weniger Geld könnte man viele gute lokale Bands unterstützen, indem man ihre Konzerte besucht und bei Gefallen die CDs kauft. Am besten signiert, denn wer weiss, vielleicht stehen auch sie eines Tages im Hallenstadion oder im Letzigrund.